Die ersten Bauden-Leute auf der Fuchswiese

03.07.2024

Der zweite Beitrag zur Geschichte der Schwarzenthaler Bauden ist der ältesten Besiedlung von Fuchswiese gewidmet. Diese Wiese befindet sich am südöstlichen Hang des 1363 Meter hohen Fuchsberges ("Fuchshübel", "Fuxhübel", tsch. "Liščí hora"), an der ehemaligen Grenze zwischen den Herrschaften Hohenelbe und Marschendorf. Der größere Teil der Wiese gehörte und gehört auch heute zur Gemeinde Schwarzenthal [1]. In den ältesten Archivalien wird er als Teil des "Langenauer Gebürg" erwähnt. In seinem "Versuch einer topografischen Beschreibung des Riesengebirges" aus dem Jahr 1788 gibt Franz Fuß zum Fuchsberg an: "Von diesem läßt sich nichts besonders sagen, außer daß selbiger mit Knieholze ganz bewachsen ist." [2]. Vielleicht ist dies auch der Grund dafür, dass wir auf der ersten Bildkarte des Riesengebirges [3] den Fuchsberg und die Wiese vergeblich suchen. Erst etwa hundert Jahre später erscheint der Fuchsberg als "fuchß Perg" auf der Globic-Karte der königlichen Wälder.

Mit der Geschichte der Bauden auf der Fuchswiese ("Fuchsbauden", "Fuchsbergbauden") haben sich in der Vergangenheit z.B. Jirásko [5] und Lokvenc, Klimeš und Flousková [6] beschäftigt. In diesem Beitrag werden der bekannten Geschichte einige Fakten über die Anfänge der Besiedlung dieser Bergenklave hinzugefügt.

Wie die genannten Autoren schreiben, wäre es der Legende nach möglich, dass der Name des Berges und der Wiese von der Tatsache abgeleitet wurde, dass die Wiese zum Herrschaftshof am Fuchsberg bei Hohenelbe gehörte und als Sommerweide für das gezüchtete Vieh diente. Es ist ziemlich sicher, dass im 17. Jahrhundert herrschaftliche Landwirtschaft auf der Wiese betrieben wurde, denn der Besitz von "Bawden Hauß, Ober– und Hinder Gärtl" ging mit Erlass vom 28. 4. 1680 von der Obrigkeit auf Tobias Berger (der Ältere) über. Zu dieser Zeit hatte er hier wahrscheinlich schon seit einiger Zeit Landwirtschaft betrieben, da er in der Liste der Bauden-Leute der Herrschaft Hohenelbe im Urbar aus dem Jahr 1676 aufgeführt ist. Es scheint sicher, dass es sich dabei um Tobias Berger aus Fuchswiese handelt, denn zu jener Zeit kommt dieser Nachname im Hohenelber Gebirgsteil an keinem anderen Ort vor (nach meinen bisherigen Forschungen). Dem Urbar zufolge besaß Tobias Berger 5 Kühe, 10 Ziegen und bezahlte jährlich 8 Gulden, 10 Kreuzer für die Baude, 2 Gulden für die Kühe, 50 Kreuzer für die Ziegen sowie als einziger Hohenelbe-Baudner auch 11 Gulden für die Wiese ("Zienßet Jährlich von der Wießen"). Tobias Berger stammte wahrscheinlich aus Groß Aupa, seine Frau kennen wir leider nicht [7].

Bereits 1682 verkaufte Tobias Berger die ursprüngliche obrigkeitliche Baude an seinen Sohn Tobias Berger (der Jüngere). Dieser Sohn verkaufte sie jedoch sofort an seinen Schwager Jeremias Bönisch weiter. 1692 kaufte er sie aber wieder zurück. Die Gründe für diese Transaktionen sind unbekannt.

Wie viele einzelne Bauden es zu jener Zeit auf der Fuchswiese gab und wie diese räumlich angeordnet waren, lässt sich leider nicht genau ermitteln. Die Fuchswiese wurde wahrscheinlich spätestens Ende des 17. Jahrhunderts in drei Teile geteilt, denn 1692 verkaufte Tobias Berger (der Jüngere) eine Baude und einen dritten Teil des Gartens [8] an Tobias Erben ("Bawd, dritter Theil Garten"). Wir wissen nicht genau, wann Tobias Erben oder seine Erben diesen Besitz später wieder verkauft haben, da kein Verkaufskontrakt gefunden werden konnte.

Im Jahr 1715 hat Elias Zienecker die Baude seinem Schwiegervater Tobias Berger (der Jüngere) abgekauft. Im selben Jahr hat er ein weiteres Grundstück auf dieser Wiese von der Herrschaft gekauft. Nach vorliegenden Quellen könnte Elias Zienecker der Besitzer aller drei Teile der Fuchswiese gewesen sein.

Zur Darstellung der Situation auf der Fuchswiese wird die sogenannte Stabilerkataster-Skizze von 1842 herangezogen [9]. Zur besseren Lesbarkeit sind im Kartenausschnitt die Hausnummern für den Zeitraum 1805–1905 rot nachgetragen. Die Ziffern in Klammern geben die alten Hausnummern wieder, die von 1770-1805 gegolten haben. Wie bereits erwähnt, ist eine nachweisbare Zuordnung individueller Hausnummern zu einzelnen Bauden oder Eigentümern im frühesten Zeitraum nicht möglich. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass die Hausnummer 303 (19) der ursprünglichen "obrigkeitlichen Baude" (später die sogenannte Fuchsbaude) entspricht, die Tobias Berger (der Ältere) im Jahr 1680 von der Obrigkeit gekauft hat.

Im Jahr 1737, nach dem Tod von Elias Zienecker, verkaufte die Witwe Anna Maria (geborene Berger) ein Drittel der Wiese, nämlich den Teil Nr. 304 (17). Käufer war Hanß Heinrich Rönner. Weitere Besitzer waren Johann Christoph Renner (1759), Augustin Renner (1804) und Franz Renner (1849). Augustin Renner ist in der Stabilerkataster-Skizze eingetragen (siehe Abb. 2).

Das zweite Drittel der Wiese, Nr. 303 (19), verkaufte die Witwe Anna Maria im Jahr 1746 an ihren Sohn Anton Zinecker. Anschließend war die Baude zunächst im Besitz von Alois Zineker (1802) und später gehörte sie dessen Sohn Anton (1841). Dieser Anton Zineker ist in der Stabilerkataster-Skizze eingetragen (siehe Abb. 2).

Das letzte Drittel der Wiese, nämlich Nr. 302 (18), war zunächst im Besitz von Elias Zieneckers Söhnen, den Brüdern Johann Georg und Johann Christoph (1739). Nachdem 1742 Johann Christoph Zinecker seinem Bruder Johann Georg dessen Anteil am Grundstück abgekauft hatte, war er alleiniger Besitzer. Ihm folgten: Anton Bönisch (1775), Ferdinand Lahr (1786), Anton Frieß (1798) und Johann Frieß (1834), dessen Name ebenfalls in der Stabilerkataster-Skizze eingetragen ist (siehe Abb. 2).

In diesem Beitrag habe ich die älteste Besiedelung der Fuchswiese beleuchtet. Neben der adligen Herrschaft haben vor allem die Familien Berger, Zinecker und Renner die Fuchswiese bewirtschaftet. Über die neuere Geschichte der Bauden auf der Fuchswiese kann sich der Leser in der Literatur informieren [5][6].

Autor: Michal Šulc (Übersetzung mit Hilfe von Jürgen Stapf)

[1] Ein kleinerer Teil der Wiese erstreckte sich in die ehemalige Herrschaft Marschendorf. Heute ist dieser Teil im Kataster von Petzer verzeichnet.

[2] FUß, F., 1788: Versuch Einer Topographischen Beschreibung Des Riesengebirges: Mit Physikalischen Anmerkungen. Dresden: Walther.

[3] BARTOŠ, M., LOUDA, J., KLIMEŠ, P., 2012: Nejstarší obrazová mapa Krkonoš. KRNAP Verwaltung. 60 S., ISBN 978-80-86418-92-6.

[4] Mapa královských lesů východních Krkonoš 1668. In: Virtuelle Kartensammlung Chartae-Antiquae.cz. Zdiby: Forschungsinstitut für Geodäsie, Topographie und Kartographie, v.v.i. Verfügbar unter: https://chartae-antiquae.cz/cs/maps/46617 [abgerufen am 20. 6. 2024]

Möglicherweise enthält der beschreibende Bericht zu dieser Karte auch eine der ersten Erwähnungen der Fuchsbaude, da der Autor des Berichts, der Kammerherr der Landtaffel Michael Raphael Pfe, einen Teil des Weges von Bohnwiesen nach Fuchsberg wie folgt beschreibt:

"Am 12. Septembris hat man mich Undt den Landtmesser, weiter Von der Bonnen Wiese, einen sehr weiten Weeg im Walde neben einem Ochsenstall genandten, in der Mappa sub Nr. 12. befindtlichen, auff der Rechten Handt gelegenen Orth, geführt."

Der in diesem Zitat erwähnte "Ochsenstall" könnte die spätere Fuchsbaude sein. Die vollständige deutsche Fassung des Berichts von Michael Raphael Pfe finden Sie unter https://grossaupa.riesengebirgler.de/ (Grenzbegehung).

[5] JIRÁSKO, F.: Boudy na Liščí louce. Zeitschrift Krkonoše Nr. 10/1991.

[6] LOKVENC, T., KLIMEŠ, P., FLOUSKOVÁ, Z., 2003: Příběhy lučních enkláv: Liščí louka. Zeitschrift Krkonoše Nr. 6/2003.

[7] Der Nachname Berger war im Raum der Herrschaft Hohenelbe untypisch. Nach meinen bisherigen Recherchen ist der erste Träger dieses Nachnamens in schriftlichen Unterlagen Caspar Berger in 1661, der Sohn von Tobias Berger (der Ältere). Im Gegensatz dazu kam dieser Nachname in der Gegend von Groß- und Klein Aupa relativ häufig vor. Die Liste der Baudner in Groß- und Klein Aupa aus dem Jahr 1644 [3] enthält zwei Vertreter dieses Nachnamens (Elias und Zacharias). In den Tauf-Matriken der Kinder von Elias Zienecker und Anna Marie (geborene Berger, siehe nächster Text) sind häufig Paten aus Groß Aupa verzeichnet, z.B. im Jahr 1702 Anna Maria, Tochter des Georg Berger aus Groß Aupa. Dies stützt die Vermutung, dass die Berger auf dem Fuchsberg und in Schwarzenthal aus Groß Aupa stammten.

Neben zwei Söhnen hatte Tobias Berger (der Ältere) mindestens zwei Töchter. Christina heiratete 1669 Elias Tauchen aus Niederhof und Rosina heiratete 1667 den Weber Georg Ullrich aus Schwarzenthal.

Eine interessante Begebenheit aus dem Leben von Tobias Berger (der Ältere) hängt mit seiner Tochter Rosina zusammen. Rosina ist ihrem Ehemann "freventlich" davongelaufen, weil dieser sie angeblich "übel gehalten" hatte. Daraufhin hat sich Georg Ullrich offensichtlich bei der Obrigkeit über das Fortlaufen seiner Frau beschwert und um Hilfe gebeten. Sein Schwiegervater solle ihm seine Ehefrau gefälligst wiederbeschaffen. Tobias Berger (der Ältere) wurde offensichtlich zunächst ins Gefängnis geworfen wegen der "Eheflucht" seiner Tochter, dann aber gegen eine Kaution von 100 Reichstalern daraus entlassen, damit er die Gelegenheit hätte, seine entlaufene Tochter mit ihrem Ehemann zu versöhnen und sie ihm wiederzubringen. Tobias Berger verpflichtet sich in einer "Bürgschaft" in 1674 vor Bürgermeister und dem in seiner Gesamtheit versammelten Rat, sich "höchstmöglich zu bemühen", seine Tochter innerhalb eines halben Jahres wieder ihrem Ehemann Georg Ullrich zurückzustellen. Als Bürgen dafür, dass er seine Verpflichtung einlösen wird, werden Elias Tauchen und Caspar Berger eingesetzt. Leider kennen wir das Ende dieser Geschichte nicht.  

[8] In den Grundbüchern wurde zunächst der Begriff "Garten" verwendet, erst später wurde der Begriff "Grasgarten" eingeführt. In beiden Fällen handelte es sich um einen kultivierten Teil der Wiese.

[9] Die Stabilerkataster-Skizze ist verfügbar unter: https://ags.cuzk.cz/archiv/ [abgerufen am 20. 6. 2024]