Wo lebten unsere Vorfahren?

05.06.2024

In diesem Beitrag gebe ich einige Tipps, mit welcher Methode anhand von Grund- oder Schöppenbüchern herausgefunden werden kann, wo genau unsere Vorfahren gelebt haben. Ich widme mich dem Zeitraum vor dem Jahr 1770, als noch keine Hausnummern in Gebrauch waren.

Erst ab 1770 wurden sowohl in Matriken als auch in Grund- und Schöppenbüchern Hausnummern verwendet. Im Jahr 1805 wurde die Nummerierung in den meisten böhmischen Dörfern geändert. Eine angegebene Hausnummer kann auf einer zeitgenössischen Karte gesucht werden, sofern auf dieser historischen Karte Häuser mit ihren Hausnummern verzeichnet sind. Sobald die Lage des Hauses auf der historischen Karte gefunden ist, kann diese Lage in einer heutigen Karte gesucht und identifiziert werden. Da – wie schon erwähnt – in einigen Gemeinden die Hausnummern zu einem späteren Zeitpunkt geändert wurden, ist es wichtig, zur jeweils geltenden Hausnummer die entsprechende zeitgenössische Karte zu finden. Im Blick auf das Gebiet der Herrschaft Hohenelbe können für den Zeitraum 1770-1805 die Karten von Cajetan Möller und Jacobin Hauptmann [1] verwendet werden. Für die Zeit nach 1805 kann auf die Skizzen [2] des sogenannten Stabilen Katasters zurückgegriffen werden.

Vor dem Jahr 1770 enthalten die Matriken nur den Namen des Dorfes und fast nie eine genaue Adresse. In diesem Fall müssen Grund- und Schöppenbücher herangezogen werden. Falls Vorfahren kein eigenes Haus besessen haben, ist die Chance, ihre genaue Adresse finden, sehr gering und nur möglich, wenn eine andere geeignete Archivquelle vorhanden ist. Eine solche Archivquelle kann beispielsweise ein Mannschaftsbuch sein. In einem Mannschaftsbuch sind Häuser mit allen darin wohnenden Personen verzeichnet. Im Mannschaftsbuch der Herrschaft Hohenelbe von 1753 (und in allen folgenden Mannschaftsbüchern) werden beispielsweise die Bewohner, denen das Haus nicht gehört hat, als "Hausleute" unter dem Namen des jeweiligen Hausbesitzers geführt. In diesem Fall müssen wir also die Adresse des Hausbesitzers herausfinden.

Falls Vorfahren jedoch ein eigenes Haus besessen haben, ist die Chance, ihre genaue Adresse zu finden, sehr hoch. Stellen wir uns nun eine hypothetische – aber in der Praxis sehr häufige – Situation vor: In einem Grund- oder Schöppenbuch ist verzeichnet, dass unser Vorfahr im Jahr 1650 ein bestimmtes Haus gekauft und später, im Jahr 1680, wieder verkauft hat. Grund- und Schöppenbucheinträge aus dieser Zeit enthalten in den meisten Fällen nur eine einfache Beschreibung der Lage des Grundstücks. Diese Lage wird aber oft durch Bezugnahme auf ein wichtiges Objekt beschrieben, z. B. "bei der Kirche", "unter der Mühle", "beim Hammer", "oberhalb der Stadt". Eine so beschriebene Lage ist bereits aussagekräftiger als der bloße Name eines Dorfes. Aber das reicht noch nicht aus, um die genaue Lage und Adresse zu identifizieren.

Daher ist es sehr wichtig, darauf zu achten, dass in den Grund- und Schöppenbucheinträgen häufig Nachbarn genannt werden. Beispielsweise: Das "in Schmalzgruben zwischen Hanß Gottstein und Georg Ullrichs Gut liegende Haus und Garten". In diesem Fall kennen wir also drei aneinandergrenzende Grundstücke, deren Käufe und Verkäufe nun in den Grund- und Schöppenbüchern bis nach 1770 verfolgt werden müssen - bis zu jener Zeit also, in der für das entsprechende Grundstück erstmals eine Hausnummer verzeichnet ist.

Durch die erwähnten Nachbarn kann geprüft werden, ob die richtige Adresse gefunden wurde. Es ist jedoch ratsam, nicht nur jene drei Grundstücke zu verfolgen, sondern auch weitere Nachbarn zu ermitteln (in unserem hypothetischen Fall die Nachbarn von Hans Gottstein und Georg Ullrich von der "anderen Seite" des Hauses). Je mehr benachbarte Grundstücke wir auf diese Weise aufspüren, desto mehr schließen wir mögliche Verwechslungen von Häusern (aufgrund gleichnamiger Eigentümer usw.) aus. Wenn die Nachbarn unserer Vorfahren nicht in den Kauf- oder Verkaufsunterlagen des Grundstücks aufgeführt sind, können wir sie vielleicht im Urbar finden. In unserem Beispiel wäre dies das Urbar von Hohenelbe von dem Jahr 1676. In diesem Urbar sind die Hausbesitzer und die Lage ihrer Häuser nicht wahllos durcheinander verzeichnet, sondern in einer bestimmten Reihenfolge. So wurden beispielsweise die Bauerngüter (Bauernhöfe) in dem Dorf Hohenelbe von Süden her im Uhrzeigersinn um die Stadt herum eingetragen.

Die erwähnte Methode, eine Adresse über Käufe und Verkäufe sowie Nachbarschaftsverhältnisse zu ermitteln (= Methode der Kaufreihenfolge), ist ziemlich mühsam und zeitaufwendig. Im Falle von Bauerngütern ist es jedoch fast sicher, dass die genaue Adresse unserer Vorfahren durch diese Methode ermittelt werden kann. In Bezug auf einige Dörfer der Herrschaft Hohenelbe soll das Material für Genealogie, Teil 3: Bauern in der Herrschaft, das auf dieser Webseite zur Verfügung gestellt wird, eine solche Adressen- und Wohnort-Recherche erleichtern.

Handelt es sich bei der gesuchten Adresse um ein Haus von Gärtnern oder Häuslern, kann es sein, dass diese Methode nicht zum Erfolg führt. Bei kleineren Häusern (daher Häusern von Gärtnern und Häuslern) kann die Situation komplizierter sein. Möglicherweise fehlen einige Einträge vollständig oder es tauchen neu gebaute Häuser in der Ortschaft auf. Es kommt auch sehr häufig vor, dass die Anordnung der Häuser auf einem Grundstück nicht regelmäßig ist (die Häuser stehen nicht in einer "regelmäßigen Reihe"), sodass sich die Einträge im Laufe der Zeit möglicherweise auf andere Häuser in der Nähe beziehen. Damit muss sich der Forscher jedoch auseinandersetzen. Allerdings ist es mir gelungen, mit dieser Methode die genaue Adresse meiner Vorfahren im 17. Jahrhundert herauszufinden und ihr Haus zu lokalisieren.

Autor: Michal Šulc

[1] Karten sind unter https://www.chartae-antiquae.cz verfügbar.

[2] Skizzen sind unter https://ags.cuzk.cz/archiv/ verfügbar.